Presse > Konzertankündigung > 19. Februar 2006
Thalia-Musiker Philipp Haagen im Konzert

Bildermächtige Bühnenmusik


Der zierliche Mann mit den langen blonden Haaren haut mächtig in die Tasten. Den Flügel, an dem er sitzt, macht er zu einer Soundmaschine, zur vollmechanischen Frühvariante eines Synthesizers. Philipp Haagen verfügt über den Anschlag eines klassisch ausgebildeten Pianisten, doch er traktiert das Instrument auch in schönster John-Cage-Manier mit Zettel, Holzklötzen, Klammern und allerlei Klöterkram, damit es scheppert und haucht und klopft.

"Das Theater hat mich dazu gebracht, das Klavier mit Wäscheklammern und Klostopfer zu präparieren", sagt Haagen. Das Theater wird ihm nun auch die Gelegenheit bieten, dem Publikum unterschiedliche Facetten seiner Kunst zu präsentieren. Am kommenden Sonntag wird er mit seinem Trio Chronique de notre vie im Thalia an der Gaußstraße Theater-Kompositionen in Konzertmusik verwandeln. Eine bizarre, höchst eigenwillige und bildermächtige Musik jenseits der konventionellen Schubladen.

Am 25. Februar hat dann Jorinde Dröses Inszenierung des Shakespeare-Klassikers "Sommernachtstraum" im Thalia-Stammhaus Premiere, für die Chronique de notre vie die Musik produziert. Haagen ist äußerst vielseitig. Aufgewachsen in Hamburg, klassische Klavierausbildung in Hannover, zweite Ausbildung als Posaunist hinterher, eingetaucht in die Jazzszene, vertraut mit Bach und Cage, mit Armstrong und Cecil Taylor, landete er vor zehn Jahren am Theater und im Jahr 2000 in Hamburg. Da machte er sich zusammen mit dem Schlagzeuger Michael Verhovec und dem Cellisten und Sänger Fritz Feger als Thalia-Hausband einen Namen.

"Eine Band im engeren Sinn waren wir nie, aber dieses Etikett als Thalia-Hausband, das hat uns schon geholfen", sagt Haagen. Eigentlich waren sie nämlich drei Musiker, die "komplett selbständig" ihren eigenen Weg gingen. Aber manchmal gingen sie doch ein Stück des Weges gemeinsam, oder es kamen noch andere dazu wie der Saxophonist Lieven Brunckhorst, der bei Chronique de notre vie neben Haagen und Feger die dritte Hauptrolle spielt.

Als Theatermusiker sind sie ein wenig aus der Szene gerutscht: "Ich interessiere mich nicht mehr für Jazz als für Alban Berg oder Olivier Messiaen", so Philipp Haagen. Eines aber ist ihm besonders wichtig. "Ich gehe immer von der Komposition aus. Und früher, da habe ich nicht komponiert, da habe ich geübt."

Stefan Hentz

Philipp Haagen und sein Trio Chronique de notre vie spielen am 19. Februar, 20 Uhr, im Thalia an der Gaußstraße, Karten unter Tel. 32 8144 44
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zuletzt aktualisiert am 13.2.2006