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"Neue Presse", 17.11.1999

Stilvoll schräge Würdigung des seligen Jacques Brel
Jörg Worat

Fernand ist gestorben. Um diesen Tatbestand zu würdigen, haben sich drei kauzige Herren rund um die Urne des Verblichenen zusammengefunden. Soweit die Rahmenhandlung eines szenischen Liederabends, der im Ballhof 2 seine Erstaufführung erlebte: "Jacques un pour soi".

Das ist ein Wortspiel zwischen "Chacun pour sois" (Jeder für sich) und dem Namen des seligen Jacques Brel, dessen Chansons hier im Mittelpunkt stehen. Armin Petras führte Regie. Neben dem hannoverschen Musiker Philipp Haagen sind mit Alexander Simon und Nicolas Rosat zwei ehemalige hiesige Staatsschauspieler dabei.

Es ist eine lakonische Produktion geworden, mit schöner Balance zwischen Ironie und Würdigung. Halt so, wie das mit chinesischen Kugeln, Batterien und anderen Dingen präparierte Piano von Haagen klingt: etwas schräg, aber stets stilvoll.

Da knödeln sich Simon und Rosat Namensketten von Monet über Belmondo bis zu "Rommy Schneidäär" zusammen. Rosat streut Asche nicht nur aufs eigene Haupt und zischt hier und da als Zeichen ewiger deutsch-französischer Feindschaft ein "Fritzen" ins Publikum. Simon ist ein vielseitiger Sänger, Haagen kann bekanntlich ohne Probleme zugleich Flügel und Tuba bedienen. Einziges Ärgernis: die völlig unnötige 25-minütige Verspätung zu Beginn.

Von "Jacques un pour sois" sind vorerst noch keine weiteren Hannover-Termine angesagt. Auf den Hörgenuss aber muss man nicht verzichten: es gibt eine gleichnamige CD (bei Cordaria).
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zuletzt aktualisiert am 31.5.2006