NEU + Jan Hupe Ensemble

+ Autumn Leaves (1988)
+ Spring Chicken's Song (1988)
+ Strangers in the night (1990)
+ Der Orangenbaum (1991)
+ Lied für Agnes (1993)
+ Lugubre (1995)
+ Salon Lune (1996)
+ Das ist die Cassette (2001)
+ Erster Abschied (2001)
+ Das Grablied (2001)
+ Intermezzo (2012)
+ Volksfeind (2012)
+ Marat (1996)
+ Matti (2004)
+ Rückblick (2007)
+ Sarabande (1985)
+ Isotope (1993)
+ Scriabin (1993)
+ Knoche/Haagen Duo
+ Phil meets Til

NEU + Jan Hupe Ensemble

Solo

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Der Orangenbaum


In der Formation "Hannoverscher Tastensalat" bestehend aus sechs Pianisten, spielten wir in verschiedenen Formationen zu sechst, zu viert oder zu zweit usw., jeder hatte aber auch ein Solostück. Bei meinem ersten Solostück im kleinen Sendesaal des NDR in Hannover 1991 wollte ich völlig frei improvisieren. Kurz vor dem Auftritt waren alle Kollegen ziemlich aufgeregt und übten fleissig, aber ich hatte nichts zu üben... Angesteckt von der Aufregung überlegte ich mir kurz vor dem Konzert, wie ich überhaupt in die Improvisation starten wolle, es wurde ein Triller mit den Noten es und e, alles weitere solle sich dann von allein ergeben. 17 Sekunden lang spielte ich diesen Triller...

In dieser Zeit hörte ich ausschließlich Debussy und Ravel, immer interpretiert vom Pianisten Arturo Benedetti Michelangeli, was mich bei meinen damaligen Improvisationen sicherlich geprägt hat.

Lied für Agnes


Die Komposition Lied für Agnes (1993) ist auch auf CD erschienen, also eigentlich keine Cassettenaufnahme. In diesem Fall gehe ich aber ausnahmsweise mal chronologisch vor, was die drei Solostücke beim "Hannoverschern Tastensalat" betrifft. Bei den Akkordstrukturen war ich damals sehr von der Pianistin Geri Allen beeinflusst.

Lugubre


In dieser Komposition verarbeite ich eine Trennung, die mich sehr schmerzte. Ich wollte eine Musik finden, die meiner Gefühlslage entsprach, ein endloser Schmerz ohne die Aussicht auf ein Entkommen, eine trostlose Einsamkeit. Jegliches Virtuosentum sollte unterbleiben, aber auch jedwede pianistische Manieriertheit, überflüssige Verzierungen oder Arpeggio. Ein klarer Klang, manchmal nur aus einzelnen Tönen bestehend, auch eine Klarheit in der Komposition an sich, die Möglichkeiten zu improvisieren waren sehr begrenzt. Wenn ich ein Vorbild hatte für die Suche nach einem Klangbild, dann vielleicht am ehesten Jimmy Giuffre, der mich mit seinem samtweichen Klarinettenklang speziell bei den Aufnahmen mit dem Pianisten Paul Bley tief beeindruckte.
Bei dem Konzert selber war ich sehr aufgeregt, es war wieder im Rahmen mit den hochgeschätzten Kollegen vom "Hannoverschern Tastensalat". Was würden diese sagen, bei so einem intimen Stück, was alleine durch seine Länge den Abend überstrapazieren müsste? Aber auch dieser sehr persönliche und private Charakter dieses Musizierens, zwar hatte ich keine Angst ausgelacht zu werden, aber es war mir dennoch spürbar unangenehm. Denn diese Musik war eigentlich nicht für die Öffentlichkeit bestimmt. Als dann der Pianist Jens Thomas, mit dem mich damals am meisten verband, mir sagte, dies wäre das Beste, was er je von mir gehört hätte, fühlte ich mich nicht bestätigt, wohl aber sehr erleichtert, weil mich die gesamte Situation ziemlich überfordert hatte.
Danach war dieser Weg des Musizierens für mich eine Sackgasse. Denn diese Musik machte mich selber immer wieder sehr traurig und ich suchte daher weniger dieser "wahrhaften" Musiken. Also eher distanzierte und trashige Musiken mit exaltierten Gesängen im Falcett wie bei Salon Lune, eine manische überkandidelte Freude, aber auch völlig weg vom Klavier, ich spielte sehr bald viel mehr Posaune und Tuba.
Und woher kommt der Titel "Lugubre"? Damals spielte ich gelegentlich Préludes vom russischen Komponisten Aleander Skrjabin. Dieser verwendete einige seltene Vortragsbezeichnungen, z.B. avec une soudaine langueur (mit plötzlicher Wehmut), comme une ombre mauvante (wie ein gleitender Schatten), avec une volupté dormante (mit schläfriger Wollust) usw. und eben lugubre (traurig, kläglich).
P.S.: Diese Aufnahme ist keine Studioaufnahme, sondern mit Cassettenrekorder aufgenommen. Aus den kleinen Laptop Boxen ist das vollkommen ungenießbar, man sollte einen Kopfhörer verwenden. Ein Zwischendurch Abspielen im schnellen Internet bringt es eh nicht...


Salon Lune

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Nicolas Rosat


Salon Lune





Wir trafen uns 1996 an Vollmondnächten; Schauspieler, Musiker, Regisseure uvm., kurzum einige Kulturinteressierte. Aber was sollte da stattfinden? Club der toten Dichter? Keiner wusste es so genau. Aber es gab immerhin sehr guten Rotwein mit Käse und Baguette. Beim ersten Mal wurde eine Cassette vorgespielt, Nicolas Rosat machte Geräusche und ich sang:

liebes Publikum,
wir möchten Euch vorbereiten
auf gar greuliche Dinge
die wir Euch unterbreiten werden
...
wir wollen uns aber erst mal
ein bisschen in Stimmung bringen
...
doch eines sei vorgemerkt
der Salon Lune ist kein Puff
...
und nun erhebet das Glas
und seid fröhlich
und freuet euch der Dinge
die da kommen werden
Philulli

Philulli

Kennengelernt hatte ich Ulli Orth beim Jazzworkshop Weikersheim 1982, da waren wir beide 18 Jahre alt. Autumn Leaves ist bei der ersten Studiosession beim Kontaktstudiengang Hamburg im Juli 1988 entstanden.

Autumn Leaves


Spring Chicken's Song


Spring Chicken's Song komponierte ich 1984 für meine damalige Klavierschülerin Vera Langer.


Kurioses

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Strangers in the night


Aus den Untiefen des Cassettenarchivs, eine uralte, bestimmt 30 Jahre alte Klimperaufnahme, zu Zeiten als ich noch mit Barmusik meine Studiumsgelder aufbessern musste (die eigentliche Barmusik klang natürlich sehr anders).


Theater

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Das ist die Cassette


Bei der Theaterproduktion Nietzsche in Amerika (2001) sind zahlreiche Cassettenaufnahmen entstanden, nur leider war der walkman, mit dem aufgenommen wurde, kaputt. Egal, denn "wenn mal etwas schiefgeht, dann bitte mit Musik" (Helge Schneider).


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Alexander Simon

Erster Abschied


Drei Probenfassungen der Vertonung von Erster Abschied, ein Gedicht von Friedrich Nietzsche (1862) mit Alexander Simon und Olaf Casimir.


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Olaf Casimir

Das Grablied


Eine Komposition von Olaf Casimir, ebenso aus der Theaterproduktion Nietzsche in Amerika (2001), gesungen von Aleander Simon.


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Intermezzo


Aus der Probenschublade von "Ein Volksfeind" (2002) am Maxim Gorki Theater.

Volksfeind


Eine Bearbeitung des Präludiums c-Moll aus dem wohltemperiertem Klavier von Johann Sebastian Bach. Dabei habe ich diverse Barockorgel- und Harmoniumsamples miteinander verquirrlt.


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Marat


Hier lernten wir uns alle kennen, eine wirklich prägende Arbeit. Mit Nicolas Rosat und Aleander Simon machten ich danach u.a. Jacques un poir soi und Nietzsche in Amerika, mit Markus Graf Wie es Euch gefällt, Swiss Made und mit Ingolf Müller Beck Schuld & Sühne, sowie mit Michael Verhovec unzählige Theaterabende. Aber Marat/Sade war der Ursprung von allem, ich liebte es!!


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Matti


hach, Puntila war eine besondere Produktion!! Super Team, mit den Schauspielern habe ich mich sehr sehr gut verstanden, es war ein reines Vergnügen. Man durfte wegen der Brecht Erben keine eigene Musik anmelden, folglich spielte ich nur Coverstücke. Das Stück "Georgia on My Mind" wurde damals vom Saophonisten Stephan Abel in Hannover rauf und runter gespielt. Ich hatte da eigentlich keinen Bezug zu, aber wie das so ist, wenn sich ungewollt ein Ohrwurm festgesetzt hat, entwickelt sich eine gewisse agressive Stimmung. Lass uns doch mal was ruhiges spielen...

Super war auch die Requisite am Ballhof Hannover. Auf der Bühne wurde gegessen, ich sagte der Requisite Bescheid, übrigens ihr habt schon gehört, auf dem Flügel soll jetzt immer eine Schale mit frischen Erdbeeren stehen? Sie hatten mit einem Augenzwinkern sofort verstanden, sicher, sicher. Später, in der Winterzeit: Du, mit den frischen Erdbeeren wird es immer schwieriger, gehen auch selbstgemachte Plätzchen? Na klar! Wir spielten es jahrelang... Irgendwann fiel im ICE das Bordrestaurant aus und ich kam überarbeitet und ausgehungert an. Ob auch ein Käsebrot drin wäre? Na klar, aber eigentlich würden sie zum Abendbrot nur gemischte Platten anbieten, mit Wurstbrot dabei. Bierchen dazu? Nein, auf der Bühne würde ich keinen Alkohol trinken wollen. Macht doch nichts, wir können es auch in die Garderobe stellen, für danach.

Hannover, wie liebte ich Dich. Beste Requisiten Abteilung aller Zeiten, immer gut gelaunt, immer viel Lust auf den Job. Hatte vielleicht auch etwas mit meinem Kostüm zu tun, Strapse und oben rum ein Hauch von Nichts aus rosa Angorawolle.


Winterreise

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Rainer Piwek Foto: Agnes Wörner

Rückblick


Eigentlich hatte ich einige Musik von Schuberts Winterreise mit Rainer Piwek, Lothar Müller und Albi Husen auf Myspace hochgeladen, aber dieses Portal funktioniert nicht mehr, hier ein Remix von Albi Husen


Sarabande

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Philipp Haagen 1985

Sarabande: Barbara


Die Jazzrock Band Sarabande, mit Heiner Nickels und Thomas Rutt. 1985 war das und ich war sehr stolz auf meinen DX7. Wie das manchmal so ist, eine besondere Geschichte blieb mir in Erinnerung, nämlich als wir einmal nicht wagten den Probenraum zu verlassen, weil es einen Tag nach der Tschernobyl Katastrophe regnete.


Philipp Haagen Trio

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Isotope (Joe Henderson)


Mit dem Schlagzeuger Billy Bontas hatte ich viel gespielt, ich erinnere mich sehr gerne daran! Neu dazu geholt hatten wir uns damals Jean-Louis Rassinfosse aus Belgien.

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Jean-Louis Rassinfosse

Scriabin (Christian Grabandt)


Eine Komposition von Christian Grabandt, mit dem ich im Quintett mit Ulli Orth, Olaf Casimir und Michael Griener zusammen spielte. Thorsten Hess schrieb im Jazzpodium über dieses neu geschaffene Philipp Haagen Trio:

Geschmeidiges Verketten vieler Einflüsse, durch die eine starke Persönlichkeit schimmert


Knoche/Haagen Duo

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Knoche/Haagen Duo


Christof Knoche spielte da natürlich Bassklarinette. Keine Ahnung, wann wir das aufgenommen hatten? Wir hatten ein Duo und ein Trio, wenig später ist Christof Knoche nach New York ausgewandert. Aber gibt es da bessere Pianisten? Denke mal das obige Piano Solo ist weltweit unerreicht....


Phil meets Til

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Tilman Denecke 1978


Phil meets Til





Wir gingen in Hamburg zusammen aufs Gymnasium, kennen uns also seit 1974. 1984 gründeten wir das Duo Phil meets Til, dann studierten wir gemeinsam in Hannover. Die Aufnahme entstand wahrscheinlich zu unserem Bühnenjubiläum 1994, eventuell auch später. Es wird mit Keyboard Sequenzer, Synthesizer, Posaune und Gitarren Sequenzer alles aufgefahren, was zur Verfügung steht, bei freier Improvisation. Hinterher hiess es, Alter Falter, bist Du laut gewesen, ich habe mich gar nicht gehört? Aber das ging uns beiden so, jeder hat seinen Lautstärke Pegel immer weiter erhöht, die Boxen standen halt ungünstig. Die Aufnahme "knallt" also am besten, wenn man sie bei allerhöchster Lautstärke geniesst. Kopfhörer aufsetzen!!!

Jan Hupe Ensemble

Jan Hupe jpg

Als wir Jan Hupe fragten, warum er in seinen Partituren ausschließlich französische Satzbezeichnungen verwendet, hingegen auf Noten weitgehend verzichtet, lautete die lapidare Antwort: "Ich habe 8 Jahre in Graz studiert, von dort ist es bekanntlich ein Katzensprung bis nach Frankreich, man sprach auch in der Hochschule viel französich, zudem wirkt die französische Sprache viel inspirierender als die österreichische, die auf eine etwas unfreiwillige Art komisch wirkt." Und als wir wegen der Noten noch einmal nachfragten, verstummte Jan gänzlich, wir wußten, wir hatten die falsche Frage gestellt.
Bis zur nächsten Probe hatten wir uns schlau gemacht, wir wußten nun, was onduleux (wogend), avec une volupte douloureuse (mit schmerzhafter Wollust), oder avec une douceur de plus en plus caressante et empoisonnee (mit immer mehr liebkosender und vergifteter Zärtlichkeit) bedeutet und riefen uns die die deutschen Übersetzungen zu: Es vermischt sich mit dem rasenden Tanz!, mit innerer Erregung!, dabei kicherten wir ganz albern. Als Christoph auch noch mit der englischen Übersetzung kam (with joyful exaltation), lagen wir brüllend am Boden, die Kapelle wurde kurzerhand aufgelöst wegen unüberbrückbarer Differenzen ...
Monate später bedauerten wir es dann doch. Wir entschuldigten uns.
Jan hat uns noch mal alles erklärt. "Ich habe Euch alle unabhängig voneinander gefragt, was Ihr tut, wenn Ihr glücklich seid, der eine antwortete mir, ich gehe in den Wald und renne mir die Seele aus dem Leib, der andere sagte, ich sitze mitunter zusammengekauert in der Ecke und nichts geht mehr, und der nächste meinte, ich kenne dieses Gefühl nicht, ich bin nur manchmal etwas schlapp.
Warum soll ich Euch also deutsche Satzbezeichnungen geben, wenn Ihr ohnehin höchst unterschiedlich darauf reagiert?"

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Jan Hupe Ensemble
Jan Hupe ts, Christof Knoche bcl, Andreas Burckhardt bars + fl, Philipp Haagen tb




zuletzt aktualisiert am 15.12.2018